Das Radeln ist des Pfeifers Lust
Zum Schluss meines Daseins in Norwegen habe ich mir eine Radtour vorgenommen. Von meinem ursprünglichen Plan durch Finnland nach Kirkenes zu strampeln bin ich nach und nach weggekommen. Stattdessen habe ich die Finnmarksvidda (die ich bereits zu Genüge erkundet habe) und die Finnischen Wälder eingetauscht gegen Inselhüpfen von Tromsø zu den Lofoten. Selbst die Norweger sehen den Archipel über dem Polarkreis mit seinen großartigen alpinen Berglandschaften, den traditionellen Fischdörfern und den weißen Sandstränden als schönstes Ferienziel des Königreiches.

Also habe ich mich am Donnerstag (18.06.) mit dem Bus auf den Weg von Alta nach Tromsø gemacht und bin dort 6h40min, 150 Bushaltestellen und 2 Fährfahrten später gegen halb 6 abends angekommen. Dies war der erste Tag meiner Tour der mich gleich mit Kopfweh gesegnet hat. 1x Spalt und Hepp, dazu etwas Proviant. Dann habe ich mir ein bisschen das Städtchen angeschaut, das etwas mehr Charme als Alta vorzuweisen hat. Es hat sogar sowas wie eine Innenstadt wie man es sich in Norwegen vorstellt. Eine Brücke führte auf die Insel Kvaløya, nach etwa 20km habe ich an dem Tag dann Zelt aufgestellt und mich gegen 20:00 in die Horizontale begeben.










Tag 2 - Freitag
Nach 13 Stunden Schlaf war ich befreit vom Schädel und völlig aufgeladen für die erste Etappe. Ich habe die Fähre um 16:00 von Brensholmen nach Botnhamn angepeilt. So hatte ich genügend Zeit und konnte gemütlich Radeln. Nachdem ich das von 1000m hohen Gipfeln malerisch umrahmte Hochtal vor Kattfjord hinter mir gelassen habe, ging es an Fjord und Küste entlang. Ich hatte auch noch genügend Zeit um einen Abstecher auf die Inseln Sommarøy und Hillsøya zu machen. Landschaftlich reizvoll wird hier fast alles geboten, von Berge über Schnee, Meer und Sandstrand – nur keine Wüste. Ca. 90min hatte ich dann noch Wartezeit bis mich die Fähre auf die Insel Senja übergesetzt hat. Dort bin ich zuerst Richtung Mefjord gefahren, hab mir dort etwas zu Essen gemacht und dann wieder etwas Retour und mein Zelt, nach insgesamt etwa 100km an diesem Tag, am Ersfjord aufgeschlagen. Der Anblick hat mich überzeugt, als ich aus dem Tunnel gekommen bin. Der Tag war, wie auch schon der Vortag, mit herrlichem Wetter gespickt. Zwar hat es in der ersten Nacht etwas geregnet, aber am Morgen war das Zelt schon wieder trocken.
















Der Hügel unterhalb der Sonne ist mein Zelt - gut getarnt


Tag 3 - Samstag
Da ich ja in den Ferien bin wollte ich nicht hetzen lassen und auf die Fähre um 15:00 eilen. Also habe ich mich entschieden um 19:00 von Gryllefjord nach Andenes auf der Insel Andøya zu schippern. Der Kai war etwa 50km entfernt, auf dem Weg dorthin habe ich eingekauft, gekocht, Kaffee getrunken und Eis gegessen und bin etwa um 17:00 dort angekommen. Vorher musste ich noch einen Tunnel (nur ca. 2km), der nicht wie die Tunnel sonst beleuchtet war, durchqueren – bzw. bergauf. Als ich wieder ans Tagelicht gekommen bin, begrüßte mich eine weiße Schneelandschaft mit zugefrorenen Seen. Mit mir wartete außerdem eine Pärchen mittleren Alters aus Reutlingen auf die Fähre, dessen männlicher Part in Heidenheim die Berufsschule absolviert hat. Sie gehörten zu den wenigen „Jungen“ auf der Strecke, die mit T5 und nicht Wohnmobil unterwegs waren (das Straßenbild ist geprägt weißen Boliden). Nach einer 1 ½ Stündingen Überfahrt mit spührbarem Seegang und grandiosem Ausblick war ich am Samstagabend in Andenes. Den Platz bei der Walsafari (in ATM vorgestellt) habe ich anderen überlassen. Nach etwa 10km, kurz vor Bleik, habe ich mein Zelt zwischen Fels und Straße/Meer aufgeschlagen – mit herrlichem Blick auf den bekannten Vogelfelsen der Papageitaucher.


















Tag 4 -Sonntag
Sonntagmorgen mit Müsli (aus 1L Milch) wohl gestärkt ging es an der Westküste entlang, auf der norwegischen Landschaftsroute „Andøya“ – eine von 18 ausgezeichneten besonders schönen Strecken des norwegischen Straßennetzes. Kaum Steigung und meist mit (oder zumindest nicht gegen) dem Wind erreichte ich Risøyhamn, die dortige Brücke führte auf die Insel Hinnøya. Ein kurzer Dip in ein Flüsschen, aus den Bergen kommend mündend in einem der Fjorde, erquicket nicht nur Seele sondern auch Körper. Nach einem Käffchen ging es weiter, vorbei an Sortland auf der Insel Langøya bis kurz vor Stokmarknes. Die ca. 120km liefen herrlich. Bis dato gibt es keinerlei Beschwerden oder Vorkomnisse zu vermelden, sei es wettertechnisch oder ausrüstungsbedingt – das Zelt dient eher als Schnakenschutz und Verdunkelung.
















Tag 5 – Montag
Erwacht im aufgeheizten Zelt schwang ich mich um 10:00 auf den Bock, nachdem alles Hab und Gut abgebaut und eingepackt war. Um 12:30 ging die Fähre von Melbu nach Fiskebøl (Austvågøya). Ich entschied mich für den Weg außenrum (westwärts) auf der kleineren Straße und nicht für die E10 – weniger Verkehr und angenehmeres Fahren. Es waren ca. 30 km auf Hadseløya bis ich in Melbu war.
Auch auf dem Weg nach Svolvær (Hauptstadt der Lofoten) habe ich so gut es ging die E10 gemieden und gerne etwas Umweg mit herrlicher Landschaft in Kauf genommen. Nach einer längeren Pause in Svolvær (mit Eis) bin ich noch etwas weiter geradelt, nach Fiskebøl nochmals etwa 100km. Einen guten Platz für das Zelt zu finden gestaltete sich an diesem Tag etwas schwierig. Nachdem das Zelt schon fast stand habe ich es nochmals eingepackt und bin weitergezogen, es erwies sich als zu groß für diese Stelle. Der nächste Platz stellte sich als zu feucht heraus – sumpfiger Boden führte mich bis fast vor Valberg. Dort habe ich gegen halb 11 einen Platz gefunden der meinen Anforderungen gerecht wurde. Aber macht ja nichts, es wird ja nicht dunkel und abends ist (so hoffte ich) weniger Verkehr, weshalb ich meine Hauptreisezeit generell auf später verlegt habe. An diesem Abend zogen Wolken auf und teils heftiger Wind.











Tag 6 – Dienstag
Das morgendliche Prasseln des Regens versuchte ich wegzupennen, solange hielt ich es allerdings nicht aus und deshalb habe ich mich in Regenhose und Überzieher für Schuhe geschält (damit ich die auch nicht umsonst mitgeschleift habe). Das war allerdings nicht wirklich nötig schon kurz später wurde es trocken von oben und im Laufe des Tages hat sich auch der Himmel wieder von den Wolken befreit und die Sonne kam raus. Auf meiner Rundfahrt auf der Insel Vestvågøy habe ich auf dem Weg nach Leknes wieder ein Schlenker gemacht und auch auf dem Rückweg in Richtung Svolvær (E10 lies sich größtenteils nicht vermeiden) die Schleife -Nordumfahrung mitgenommen. Stopp machte ich nach ca. 100km an diesem Tag nur ca. 10km vor Svolvær, dort hieß am nächsten Tag die Heimreise antreten. Außerdem hat mir ein Informant berichtet hatte, dass es am folgenden Tag durchgehend regnen soll.










Hausnummer 1509 - wo stehen die alle?












Tag 7 – Mittwoch
So kam es auch – das schöne Wetter war dahin. Aber ich befand mich ja schon kurz vor dem Zielort an diesem Tag. Also hieß es Abwarten und nicht Tee sondern Kaffee und Kaba trinken in der Hoffnung das Wetter wird besser. Nach und nach ließ es auch nach und so habe ich am Nachmittag das Zelt bei leichtem Nieseln eingepackt und die letzten 10km angetreten. Abends um 22:00 ging die Überfahrt von Svolvær nach Tromsø mit den Hurtigruten. Das Wetter wurde nicht mehr besser, aber ich habe ja bestes Wetter während meiner Zeit auf dem Rad genossen, da darf es dann ruhig diesig und regnerisch sein wenn man sich auf dem Schiff befindet. Die Reiseleitung meinte auch das trübe Wetter macht die richtige Stimmung als wir im Trollfjord waren – man muss halt wissen wie man das was man hat zu verkaufen hat.






Trollfjord


Übersicht Route


Tag 8 – Donnerstag
Um 14:30 waren die Hurtigruten in Tromsø. Als Student habe ich 50% Ermäßigung auf die Fahrt bekommen außerdem hielt mich nicht länger als einen Tag in dem Schiff auf und so musste ich keine Kabine nehmen, dewegen habe ich nur 50€ + 13€ (für das Fahrrad) für die Überfahrt mit dem Postschiff gezahlt. Geschlafen habe ich dort wo es sich die Herrschaften auf dem Schiff tagsüber bequem machen und die Aussicht (sofern es besseres Wetter ist) genießen. Das Klientel ist schon recht speziell und alt. Für einen Dauergast auf den Hurtigruten habe ich definitiv noch zu viele, zu wenige graue und vor allem zu lange Haare – (ed a mal 3% der Schiffbevölkerung hat lange). Ab wann muss man sich als Frau eigentlich spätestens die Haare kurz schneiden? Sogar die Durchsagen auf dem Schiff waren neben Norwegisch und Englisch auch in Deutsch – völlig ausgelegt auf den Tourismus. Ich glaube den Senioren kann man alles verkaufen um jeden Preis (in Alta werden Touren auf den Komsa für 600 NOK angeboten) und sobald es etwas umsonst gibt, wie die Fischsuppe auf dem Sonnendeck am Abend, stürzen sie sich darauf wie die Geier. Wie dem auch sei um 16:00 habe ich den Bus in Richtung Alta bestiegen und bin um etwa um halb 11 angekommen.


Ich sags wies isch: mit der Fahrradtour habe ich mal wieder alles richtig gemacht, es war nicht die schlechteste Entscheidung mich für die Fahrt zu Lofoten zu entscheiden.

Mit diesem Beitrag möchte ich nun auch mein Berichtsheft schließen, für weiter Fragen stehe ich ungern zur Verfügung. Wer etwas genau wissen will - ich habe noch getrocknetes Rentierherz – pro Frage ein Happen!

Doch nicht nur mit der Fahrradtour sondern mit dem Semester in Alta habe ich alles richtig gemacht, es war eine herrliche Zeit. Was den Inhalt meines Studiums angeht hat es voll meinen Vorstellungen entsprochen und sogar übertroffen. Das Leben hier ist/war anders, weniger Freizeitbeschäftigungen es ist nicht viel geboten außer Natur, beziehungsweise man kann es sich nicht wirklich leisten z.B. abends öfters auszugehen – dennoch möchte ich es nicht missen.

Doch es wird nun Zeit Alta zu verlassen auch hier nimmt der Tourismus mehr und mehr zu. Gestern (26.06) haben wir ein Lagerfeuer gemacht sind aber bereits um halb 11 zurück ins Wohnheim, weil es zu kalt war – das ist der arktische Sommer Ende Juni mit wenigen Plusgrade. Da freut man sich doch auch wieder auf das wärmere Deutschland, zur Abwechslung.

Und nein ich habe weder Elch noch Troll gesehen, aber ich hab ja noch Zeit bis Dienstag, bevor ich dann wieder in Dettingen meine Zelte aufschlagen.

Danke Tschüss Ade!!

Grüße von onda rauf, halt noi von oba ra!!!