Alles grün oder was?
Vergangene Woche war von Stadtflucht geprägt, am Montag (25.05) haben die ersten Finnen Alta in Richtung Heimat (mit ersten Stopp in Rovaniemi einen Besuch beim Weihnachtsmann geplant) verlassen. Dienstag und Mittwoch sind Mitbewohner auf dem gleichen Stock (beschde), sowie weitere Bewohner Komsas ausgezogen, somit fast alleine hier. Am Freitag hat die letzte Finnin Alta verlassen. Das hat für die Zurückgebliebenen natürlich den Vorteil des Überlassens allerhand Nahrungsmittel.



Außer einem kleinen Feuer am Montag, bei dem wieder einmal Schweinswale einen Besuch abgestattet haben und ein wenig Speichen- und Fersensport hatte die Woche nicht viel zu bieten, Vorlesungen sind ja vorbei. Ich habe hauptsächlich an meiner Doktorarbeit gehausert, öhm natürlich an meiner Hausarbeit gedoktert und bin nun fast fertig.








Pforte ist geöffnet


Excellente MUSIKalische Unterhaltung

Zur Abwechslung dachte ich mir am Samstag (30.06) nach dem Kaffeekränzchen, ohne Kranzes, schnapp ich noch meine sieben Sachen und geh dem schönen Wetter zu liebe auf eine kleine Radtour. Als Ziel hab ich mir Nyvoll ausgesucht, ein kleines Örtchen an einem „Seitenfjord“ östlich des Altfjords unter anderem mit dem Gedanke mein neues Zelt endlich mal einzusetzen.

Eine herrliche Route, ab dem Verslassen der E6 nimmt die Wohnmobildichte auch deutlich ab, gespickt mit Postkartenmotiven. Zum ganzjährigen Tannengrün kommt nun immer stärker und präsenter ein frisches, saftiges Laubgrün dazu. Während unten in Alta nun auch die letzten Überreste der massiven Schneeberge weggeschmolzen sind, fand sich auf den höheren Lagen durchaus noch Schnee und zum Teil gefrorene Seen. Das Wetter hat trotz kleiner Zögerungen gehalten und nach etwa 3h Stunden bin ich am Ende angekommen, die Straße geht nicht weiter.
Also habe ich mich auf den Rückweg gemacht auf der Suche nach einem geeigneten Plätzchen für mein Quartier.






Eisig












Das Ende - der Straße








Soweit so gut, dann ging es mit einer Verkettung von Rückschlägen los und aus dem Samstagmittagsradeln gespickt mit Postkartenmotiven, wurde eine Tour gespickt mit Rückschlägen. Wenn nicht gar ein Rückschlag gespickt mit ein bisschen Tour.

Begonnen hat das Desaster (das größte meiner bisherigen Fahrrad Vita) mit einem Platten am Hinterrad, glücklicherweise habe ich einen Ersatzschlauch gekauft, zur Sicherheit gleich in doppelter Ausführung. Als ich selbigen ausgepackt habe fielen mir die Glotzböbbel fast raus. Autoventil, nicht aber an der Felge – keine Chance für Ersatzschlauch. Was nun? Nicht mal schieben war möglich, da die ganze Last von Gepäckträger auf dem Hinterrad drückt – Felge Ade. Also entschied ich den Schlauch aus dem Vorderrad in das Hinterrad einzubauen, dann wäre wenigstens eine gewisse Mobilität a la Hochstarter gewährleistet. Bei diesem Vorhaben hat sich allerdings das Ventil des noch ganzen Schlauches verabschiedet. So nun saß ich da mit zwei henigen Schläuchen an einem wunderschönen ruhigen Plätzchen an einem einsamen Fjord, ca. 4km bis nach Nyvoll. Ich versuchte also via Telefon Kontakt mit Leuten aus dem Wohnheim aufzunehmen. Meine Sim-Karte hat allerdings kein Guthaben mehr (nachdem die Russen mal fast alles Guthaben bei einer Sich-finden-Aktion mit meinem Handy aufgebraucht haben). Zum Glück hatte ich die Sim-Karte von einer Finnin bekommen mit Guthaben und Pin. Pustekuchen – den falschen Pin hat sie mir gesagt. Kontakt aufbauen konnte ich also auch nicht. Dann machte ich mich auf die Suche nach Menschen. Bei zwei Wohnmobilen fand ich Leute mit Handy, mit dem ich schließlich über Umwege Kontakt mit einer Dänin mit Auto, die auch in Komsa wohnt, aufnehmen konnte. Die Erklärung war etwas kompliziert wo ich bin, zur Sicherheit habe ich noch eine SMS mit der Örtlichkeit geschrieben. Also begab ich mich auf den Weg mein Fahrrad, sowie Gepäck, stückweise in Richtung „Haupt“ – Straße zu schleppen. Während dessen hat mich die Dänin zurückgerufen, was ich leider nicht bemerkt hatte. Auf eine weitere SMS von ihr konnte ich leider nicht Antworten, da die Leute mit dem Wohnmobil nicht mehr um die Ecke waren. Glücklicherweise fand ich ein Ehepaar, das an dem Fjord wohnt und habe versucht mit deren Handy nochmal jemand im Komsawohnheim zu erreichen. Zu diesem Zeitpunkt war es etwa 23:00, etwa 4h nach der Panne. Die Dänin erzählte bereits, dass sie am nächsten Morgen um 5:00 arbeiten muss. Vermutlich wollte sie mir mitteilen, dass sie mich nach der Arbeit abholen kommt. Wie dem auch sei, irgendwann habe ich mit der Holzsuche begonnen für Stockbrot und Würstchen. Um 1:00 habe ich Schlafsack und Isomatte ausgepackt. Es war herrliches Wetter und ich konnte nicht wirklich einschlafen, weil die Sonne bereits ab 3 wieder so hoch stand, dass sie mich, trotz Schutz von Steinen, angeschienen hat. Da ich in der Nähe der Straße sein wollte und mein ganzes Geraffel nicht soweit schleppen wollte bis ein geeigneter Platz für das Zelt kommt, habe ich auf selbiges verzichtet. Den steinigen Untergrund wollte ich ihm nicht bei der ersten Ausführung antun, außerdem lag ja nicht eine Spur von Regen in der Luft und ich hoffte nahe der Straße mitzubekommen falls doch vielleicht ein Auto vorbeikommt. An einem Abschnitt, wo die Straße in ca. 4km aufhört ist der Verkehr jedoch sehr, sehr gering. Wie ich auch am nächsten Morgen feststelle. Um halb 8 stand ich auf und versuchte zu trampen. In den ersten Stunden ist allerdings kein Auto vorbeigefahren, zumindest nicht in „meine“ Richtung. Die Chance auf Tramptransport war also schwindend gering. Also entschied ich die Leute vom Vorabend zu fragen, sie haben mir bereits abends angeboten mich nach Alta zu fahren, aber zu dem Zeitpunkt war ich ja nicht sicher ob die Dänin mich holt oder nicht.






Der hALTA dieses Fahrzeugs ist ein Lackel


Der Mann war dann, Gott sei Dank, so nett und hat mich die gut 60km zurück nach Alta gefahren. Hätte ich das Fahrrad schieben können, hätte ich die Rückreise vermutlich noch am selben Abend in Angriff genommen. Da es ja eh nicht Nacht wird, wäre es kein Problem. Aber zwei Satteltaschen, Zelt, Isomatte, Schlafsack und Fahrrad schultern sind ein oder zwei Dinge zu viel.


Entdeckte Kieszeichnungen, während des Tramp-Warte-Vorgangs

Für die Fahrt habe ich dem Mann, obwohl er nichts wollte, einen Hunni gegeben, wer weiß wohlmöglich würde ich sonst immer noch dort sitzen. Er hat mir erzählt, dass er Lachsfischer ist und sein größter Lachs 22kg wog (soweit ich sein norwegisch verstanden habe, englisch konnte er nicht). Da kann sich so mancher Lachs ein Beispiel an dem Ausmaß nehmen.


A GATTER zum Lachs trocknen.

Und das Zelt ist erst nicht getestet.