Sonntag, 8. März 2015
Nükülük weg - Michael ran
Vor der Uni:


Am Montag 02.03. trafen wir uns um 10:00 an der Uni. Eigentlich hätte um 8:00 zum ersten Mal Arctic Tourism Management stattgefunden. Aber wie es sich rausgestellt hat sind die Termine für letzte Woche ausgefallen. Mal schauen ob es morgen dann tatsächlich losgeht. Das Buch für den Kurs kam auf jeden Fall im Laufe der letzten Woche hier an (Bestellung in Schweden, nach 2 Tage da).

Um 10:00 haben wir dann begonnen Equipment aus dem Keller zu holen und in den VW-Bus zu verladen um dann gen Süden zu fahren. Dieses Mal hatten wir kein exaktes Ziel, da man das Zelt ja überall aufschlagen kann.



Dem Vorschlag, unser Lager nebst einem See aufzuschlagen, sind wir gefolgt. So hatten wir wieder, dank Eisbohrer, Zugang zu fließendem Wasser und Schneeschmelze war somit nicht nötig. Die Hunde waren auch wieder dabei, und haben neben Zelt und dem anderem Gruschd auch den Eisbohrer gezogen. Auf dem Weg zu dem Plätzchen ging es fast immer bergauf. Das lässt umso mehr auf den nächsten Tag und die Abfahrt freuen. Bis wir allerdings das Lager aufschlagen konnten, mussten wir auch unliebsames Gelände durchqueren.





Tiefschneepassagen, Stürze und Einsinken imSchnee waren verantwortlich dass so manche aus der Gruppe die weiße Fahne schwenkten und wir immer wieder Pause machten. Noch bei Tageslicht hat jede Gruppe ihr Zelt aufgebaut. Bevor in den Vorzelten Essen gekocht wurde, haben wir noch allgemeine Aufgaben erledigt – Wasserzugang schaffen, Feuersstelle ausschaufeln, Feuerholz sammeln, Hundefutter zubereiten, Toilette in Schnee graben/bauen (sodass alle an der gleichen Stelle ihr Geschäft verrichten und im Sommer dann nicht überall Überreste vorzufinden sind, Toilettenpapier wird aus selbigen Gründen verbrannt). Gestärkt genossen wir am Lagerfeuer den seichten Abend, leider ohne Nordlichter.









Nach einer geruhsamen Nacht zu dritt im Zelt haben wir in der Zeltgruppe Frühstück zubereitet. Nachdem alles zusammengepackt war und wir kurz vor dem Aufbruch waren, sind an diesem abgeschiedenen Ort drei Ladys auf Fatties vorbeigeradelt, Bekannte von Inger. Für den Rückweg haben wir eine kleine Schleife gemacht und sind nicht den direkten Weg gelaufen. Sodass man auch a bissle was sieht von dr Nadur.








In diese Richtung geht es tagelang durch die pure Natur bis nach Finnland

Als wir wieder fast am Bussle waren, hab ich mich vom Rest der Gruppe verabschiedet. Ich hab die Chance genutzt (Inger hat es Angeboten, aber sonst wollte niemand aus der Gruppe) und bin noch eine weitere Nacht draußen geblieben. Also wurde Nükülük vom Schlitten befreit und ich damit gesattelt. So musste ich nicht noch Zelt, Eisbohrer, Bezinkocher, …. Im Rucksack verstauen. Die 75L Stauvolumen waren eh schon erschöpft. Mein Ziel war ein See umgeben von Bergen, doch zuerst war wieder Aufstieg angesagt. Schon im Modus vom Vortag ging Zelt aufbauen, Kochen, Feuer machen,… auch alleine gut von der Hand. Besuch bekam ich an dem Abend / Nacht von keinem wilden Tier. Sondern von zwei wild gewordenen Jünglingen die auf dem zugefrorenen See mit ihren Schneemobilen Kunststücke übten und zwei Dogteams – Hundeschlitten haben den See passiert.











Über Nacht hat an meiner Rute hat sogar Fisch angebissen. Nachdem ich alles Geraffel wieder in Rucksack und Schlitten verstaut hatte, habe ich mich auf den Rückweg nach Alta gemacht, den die Anderen mit dem Auto gefahren sind. Das schöne frühlingshafte Wetter habe ich einerseits genossen, anderseits erschwerte es mir auch mein Vorankommen. Mit Schlitten im Schlepptau, + Graden und nicht dem richtigen Wax dafür im Marschgepäck, musste jede kleine Ansteigung im V-Schritt bestiegen werden… der Schlitten hängt dran, wie so n Mehlsack. Etwa um 14:00 Ortszeit in Alta am Mittwoch, den 04.03. bin wieder im Wohnheim gewesen. Da blieb noch genug Zeit um das Versorgungspaket von Dettingen bei der Post abzuholen.

Am Donnerstag (05.03.) begann das große Jahresspektakel in Alta. Nein kein verspäteter Fasching, den hab ich hier gar nicht vermisst. Sondern das größte Hundeschlittenrennen Europas - Finnmarkslopet. Dieses Jahr auch gleichzeitig Austragung der Weltmeisterschaft. Morgens habe ich geholfen, als die Fahrer ihre Versorgungssäcke auf den LKWs für die verschiedenen Checkpoints verladen haben. Abends war eine große Zeremonie zur Eröffnung des Rennens. Um die 140 Dog Musher treten an den Start, darunter auch 5 Deutsche und sogar die spanische Flagge wurde geschwenkt. Am Freitag (06.03.) war im Rahmen des Rennens ein Wettbewerb im Eisskulpturen aus Eisblock herstellen.



Am Samstag (05.03.) war um 11:00 der Start für das Rennen. Tausende Zuschauer wohnten dem Ereignis im Stadtzentrum bei. Aber auch insgesamt über 1000 Hunde. Es gibt mehrere Klasse in dem Rennen: Die 500km mit bis zu 8 Hunden pro Schlitten und die 1000km Distanz mit bis zu 14 Hunde pro Schlitten. Und die Junioren, die bereits heute (08.03.) wieder ins Ziel in Alta eingetroffen sind. Am morgigen Montag werden die ersten der 500km Distanz erwartet und ab Donnerstagauffreitagnacht die ersten 1000km Distanz, die bis nach Kirkenes geht. Genaueres über das Rennen, GPS Verfolgung und die PREISE, die durchaus nicht zu verachten sind, gibt es auf der Website (oben recht auf Englisch umstellen). finnmarkslopet.no



Für die geografisch Interessierten – Fakten zur Finnmark:
- Größer als Dänemark - Etwa die Größe von Bayern
- Größte Stadt in Finnmark – Alta mit 19000 Einwohner, davon leben ca. 14500 im Zentrum, 82% sind unter 54 Jahre
- Finnmark hat mehr km an Schneemobilwegen als Straßen
- Im Winter bis zu -50°C, im Sommer bis zu 30°C


schwer zu erkennen Hamburg 2564km



Sonntag, 1. März 2015
Friluftsliv
Am Montag (23.02.) war es nun endlich soweit, die erste Tour mit Übernachtung stand ins Haus, beziehungsweise in die Hütte. Wir haben aus dem Lager der Uni so allerhand Zeug geholt was man so für zwei Tage im Schnee braucht. Inger hat es für erste noch gut mit uns gemeint. Nicht nur, dass unser Ziel eine Hütte ist, sondern auch, dass sie 4 ihrer 7 Hunde mit auf den Trip gebracht hat. Die haben uns so manche Last mit dem Schlitten im Schlepptau abgenommen und zum Teil auch beim Langlaufen unterstützt.







Wieder einmal waren wir auf dem Hinweg zur Hütte mit guten Wetter gesegnet. Nachdem die Zelte aufgestellt waren verdichtete sich der Himmel zu einem Wolkenschneewindgebräu. Warum Zelte wenn man doch in einer Hütte ist? Naja, die nächsten Touren wird es kein Ziel mit festen Wänden mehr geben. Nicht zur Strafe nur zur Übung.





Etwas widrige Wetterbedingungen hielten uns nicht davon ab, die Routen am See auszuwerfen. Dank den Hunden hatten wir auch einen Eisbohrer dabei und konnten uns so durch das Eis bohren. Die Eisschicht war nicht zu verachten, ich musste fast die gesamte Bohrlänge verwenden um auf H2O im flüssigen Aggregatszustand zu stoßen. Bei der Gelegenheit haben wir dann auch die Wasserkanister aufgefüllt. So mussten wir nicht erst Schnee schmelzen bis wir kochen und unsere Feldflaschen auffüllen konnten. Nach einer kleinen Aufwärmung in der Hütte, währenddessen ist auch die Dunkelheit eingebrochen, haben wir uns auf die Socken gemacht und die Latten angeschnallt um ein paar Fallen aufzustellen. Inger zeigte uns wie man Schneehühner fängt, beziehungsweise wie man die Fallen dafür aufstellt und die Umgebung präpariert.



Ein Teil der Gruppe hat sich dann um die Suppe fürs Abendessen gekümmert, sowas wie finnischer Gaisburger Marsch. Da haben nur die Landjäger gefehlt. Ein Finne und ich sind mit Inger noch mal raus und haben uns um die Hunde gekümmert. Auf nordische Art Gassi gegangen. Gurt umgeschnallt und Hund angespannt. Mit flottem Tempo und 1 HS (Hundestärke), Inger mit 2 Hunden, haben wir unter dem mit Nordlichtern gespickten Himmel den See überquert. Gibt’s noch mehr artic?





Den Abend haben wir gemütlich in der Hütte mit Wärme aus dem Kamin verbracht. Des isch a ganz andre Wärme. Als Schmankerl gab es Streuselkuchen nach Oma Anna. Doch wo die Nacht verbringen? Die Frage wurde uns gestellt. Ich habe als einziger Studio die Gelegenheit am Schopf gepackt, mir n Reintierfell geschnappt und es mir auf selbigem im Zelt bequem gemacht. Auf den nächsten Touren wird es nicht die Möglichkeit geben, bei möglichen Kälteattacken in der Nacht, in eine warme Hütte zu flüchten. Doch eine Flucht ins Warme war nicht nötig. Ein T-Shirt und eine lange Feinrippunterhose von Opa waren ausreichend.



Am nächsten Morgen haben wir uns nach dem Frühstück auf den Weg gemacht und nach und nach alle natürlichen Nahrungsquellen abgeklappert. Ein Schneehuhn ist uns nicht in die Finger gekommen, aber ein Fisch, der einen kompletten anderen Fisch am Haken verschlungen hat.



Ich war kurz davor Fisch zu essen, aber an meiner Angel ist er nicht gehangen. Glück im Unglück.
Nachdem alles in Rucksäcken und Schlitten verstaut war und die Hütte wieder in Ursprungszustand versetzt wurde sind wir zum Rückweg, bei Gegenwind (zum Glück hatte ich meine Skibrille dabei), angetreten.
Am Mittwoch (25.02.) haben wir die Zelte zum Trocken aufgehängt und das restliche Equipment wieder verstaut. Außerdem haben wir am selbigen Tag Mountainbikes von der Uni bekommen.
Den Donnerstag (26.02.) hab ich genutzt mich auf den unbenoteten Norwegischtest am Nachmittag vorzubereiten. Ja und dann war auch schon wieder Wochenende. Am gestrigen Samstag (28.02.) wurde ein kleiner Ausflug zum nahegelegenen ICE Hotel angeboten. Wer sich den Spaß gönnen will, sollte für eine Nacht ca. 2250 NOK in der Tasche haben.





Geweihter Untergrund, jedes Jahr ist an der selben Stelle die Kapelle. Hier wird geheiratet, ganz in weiß.



Sonntag, 22. Februar 2015
\m/ W:O:L:A – KICKS ASS \m/
Die Phase der Vorbereitung, in Sachen Equipment und Skitechnik, liegt nun hinter uns. Jetzt ist an der Zeit dass Gerlernte in die Theorie umzusetzen. Am Mittwoch (18.02.) mussten wir in Zweiergruppen mit Hilfe von Koordinaten, Karte, Kompass und GPS an eine Hütte finden. Dort haben wir gegrillt und Kaffee gemacht (dies war das erste Mal, dass ich Kaffee aus Schnee getrunken hab). Die Hütte ist immer offen, man kann dort jederzeit übernachten. Muss nur den Besitzern mit einem kurzen Anruf Bescheid geben. Die freuen sich, wenn die Hütte benutzt wird. Gas (falls man in der Hütte kochen will), Töpfe, Werkzeuge, Brennholz, …. Wird alles zur Verfügung gestellt und ist für jeden zugänglich. Scheint als gibt es hier keine Schmuddelkinder (oder Schmuddel-Verwachsene) die solch ein Angebot und Freundlichkeit schamlos ausnutzen… Vielleicht wären die aber auch zu träge um überhaupt dort anzukommen.

Zugefrorener See, direkt an der Hütte




Es wird auch beim Schaffen geschwitzt, ed blos in der Sauna:






Abfahrt zurück ins Tal, mit de Langlechte im Tiefschnee:





Am Donnerstag (19.02.) haben wir uns ohne Lehrer / Dozent / Professor, wie man sie auch immer in Deutschland nennen würde, getroffen. Hier sind es Inger und Tore (natürlich und ehrlich). Allgemein ist das ganze Auftreten der Menschen hier, sei es Lehrkörper oder Person des öffentlichen Lebens, nicht so aufgeblasen wie in Deutschland. Es erweckt den Eindruck, die Menschen sind hier nicht so auf Titel und Ansehen aus, wie im verbohrten Deutschland. Ist es nicht das Wichtigste, dass die Fassade aufrechterhalten wird und man möglichst intelligent wirkt?
Wie dem auch sei, wir sind gemeinsam als Gruppe auf der Loipe gestartet und jeder nach seiner Fasson hat entschieden wie weit er fahren möchte / wie kaputt man sich machen will. Schussendlich sind wir im Langlauf-Biathlon-Stadion gelandet und haben dort noch ein paar Runden gedreht, leider aber das Spatzengewehr nicht im Marschgepäck gehabt.


Früh übt sich, auch im Stadion:


Der Bus brachte uns am Freitagmorgen (20.02.) nach Sarvesjok. Ziel war ein Gipfel (dessen Name ich mit lateinischen Lettern nicht schreiben kann) oberhalb der Baumgrenze. Auf dem Weg dorthin überquerten wir zugefrorene Seen und haben uns den nächtlichen Unterschlupf von Schneehühnern angeschaut. Die scheißen sich ein, damit es warm in ihrem Loch wird. Aufzufinden war aber kein Schneehuhn mehr, sondern nur noch… Jedenfalls waren wir am Freitag, wie schon am Mittwoch mit prachtvollem Wetter beschenkt, sodass Schaufel und andere Überlebensstrategien für stürmische Gezeiten nicht zum Einsatz kamen. Man konnte sogar einen Blick der Gipfel von Seiland erhaschen.

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Gerste für seine (un)freiwillige Leihgabe der Mütze:




Stilles Örtchen in stiller Lage:




Unsere Lehrerin / Dozentin /....










Ich als Gipfelstürmer:



Die Woche über wurde ins in Norwegisch nicht nur die Sprache, sondern auch die norwegische Lebensweise etwas näher gebracht, beziehungsweise vorgelebt. Uns wurden kulinarische Spezialitäten angeboten: Brunost (Molkekäse), Gammelost (Sauermilch-Schimmelkäse), sowas wie Schaafsschinken, geräuchertes Rentier und Trockenfisch. Der Trockenfisch wird im Süden (Herkunft des Lehrers) den Hunden zum Fraß vorgeworfen, hier oben wird er als Snack verzehrt. Die Geruchsfahne des Fischs konnte ich nicht überwinden, den Rest habe ich probiert. Weshalb ich vermutlich auch kein Geschenk vom Weihnachtsmann dieses Jahr bekommen werde. So ist das halt wenn man dessen Zugmaschinen verspeist.
Die Norwegische Kultur hat er uns vorgelebt, als er den Unterricht abgebrochen hat und den Beamer angeworfen. Wie wohl fast alle Norweger haben wir das Finale der SKI WM im Langlaufsprint angeschaut. (Warum heißt das dann nicht Kurzlauf?) Die sind hier wohl so Skifanatisch wie der Großteil der Deutschen dem Ball hinterhereifert. Da ist mir das Skispektakel doch um einiges lieber, das dauerte keine 90min und Schuld an einem Versagen ist nicht einer, der nebendran steht…



Wenn wir schon mal bei Essensfotos sind, am 13.02. mein erstes frisches Mahl, das nicht Spagetthi oder Reis mit Fertig(fras)soße war:



Gestern war Treffen mit den Erasmusmenschen wir haben gegrillt und sind Schlitten gefahren. Im Anschluss haben wir in der Sauna finnischen Besuch und somit auch finnischen Aufguss gehabt. Angeblich laut dem Finnen ja das Ursprungsland der Sauna. Wenn das mal nicht jedes Nordlicht behauptet.
Ich schwing mich jetzt auf die Latten und lauf zu einem Hockeyspiel. Wer noch nicht genug Landschaft auf den Bildern gesehen hat, kann sich auf Youtube Dead Snow anschauen. Dieser Film behandelt geschichtlich historische Ereignisse zwischen Norwegen und Deutschland im und nach dem Zweiten Weltkrieg und spielt, bzw. ist nicht weit weg von hier gedreht worden.